Dichte - von der Follikelzahl zur Feinheit der Faser

Bild 1: Vlies mit definierten Faserbündeln.
Bild 2: Hautbioptat mit sehr guter Follikelorganisation und hoher Follikeldichte.
Bild 3: Hautbioptat mit einer weniger ausgeprägten Follikelorganisation und geringeren Follikeldichte.


Was ist Dichte und woran erkenne ich, ob ein Alpaka ein dichtes Vlies hat? Diese Frage wird immer wieder kontrovers diskutiert. Fest steht, dass Dichte durch die Anzahl der Fasern auf der Haut definiert wird.

Allein der Griff ins Vlies scheint aber wenig aussagefähig für die Einschätzung der Dichte zu sein. Das liegt vor allem daran, dass das gefühlte Volumen von der Dicke der einzelnen Fasern abhängt. So ist ein Vlies mit einer durchschnittlichen Faserdicke (MFD) von 21 Micron bei gleicher Faserlänge rechnerisch anderthalb mal so schwer und voluminös wie ein Vlies mit 14 Micron.

Beispiel: Wenn ein Vlies mit einer durchschnittlichen Faserdicke von 14 Micron 1,5 kg wiegt, dann würde es mit 18 Micron bereits 1,95 kg und mit 21 Micron ganze 2,25 kg wiegen. 

Optische Bewertung der Dichte

Als ein Indikator für Dichte wird die Vliesstruktur angesehen. Je deutlicher einzelne, dicht gepackte Faserbündel erkennbar sind, umso dichter wird ein Vlies eingeschätzt. Dabei sind die Faserbündel klar organisiert und lassen sich leicht in einzelne feine Faserstränge aufteilen, den sogenannten Microstaples. Diese dicht gepackten und gut organisierten Faserbündel haben aufgrund ihres höheren Gewichts die Tendenz, zu hängen (siehe Bild 1).

Messung der Dichte

Anhand einer Hautbiopsie kann die Organisation, die Anzahl der Follikel sowie die Faserdicke auf der Haut gemessen und mit Hilfe eines Mikroskops fotografiert werden (siehe Bild 2). Die Dichte wird als Zahl pro mm2 ausgedrückt. Eine Studie aus 2012 zeigt, dass sich die Follikelstruktur von Alpakas und Schafen deutlich unterscheidet. Bei Alpakas ist in der Regel ein Primärfollikel vorhanden und eine von Tier zu Tier unterschiedliche Anzahl von Sekundärfollikeln. Aus den Primärfollikeln wachsen die Primärfasern, aus den Sekundärfollikeln die Sekundärfasern. Primär- und Sekundärfollikel bilden jeweils eine Gruppe.

Die Dichte ist abhängig von der Anzahl der Sekundärfasern. Diese Zahl wird im Verhältnis zu den Primärfasern angegeben als S/P-Ratio. Das S/P-Verhältnis liegt im Durchschnitt bei etwa 7:1, kann aber bei sehr dichten Alpakas über 10:1 liegen. Die Follikeldichte von 10% der besten Alpakahengste in den USA beträgt 80 - 95 Follikel pro mm2, bei Stuten zwischen 60 - 70 Follikeln pro mm2. Mit dieser Follikeldichte wird nur ein Teil der verfügbaren Hautfläche genutzt.

Die Follikeldichte pro mm2 ist mit etwa 6 Monaten am höchsten. Danach nimmt sie ab, auch in Verbindung mit dem Größenwachstum. Deshalb ist eine Messung erst im Alter von mindestens 1,5 Jahren sinnvoll und vergleichbar.

Es wird davon ausgegangen, dass das Potential bei Alpakas noch nicht ausgeschöpft  und eine gezielte Selektion auf Dichte zielführend ist. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass mit zunehmender Anzahl der Follikel die Zahl der Schweißdrüsen nicht abnimmt, so dass auch bei zunehmender Dichte ein Temperaturausgleich durch Schwitzen gewährleistet zu sein scheint.

Eine Hautbiopsie liefert neben Informationen zur Dichte auch Daten über die Dicke.von Primär- und Sekundärfasern auf der Haut. Diese Messung der Faserdicke ist genauer, als die Messung der gewachsenen Faser, deren Dicke stark von der Fütterung und anderen Umwelteinflüssen abhängt.

Auswirkungen und Nutzen einer höheren Dichte

Dichte ist abhängig von einer guten Organisation der Follikel. Eine gute Follikelorganisation geht in der Regel mit einer guten Durchblutung der Haut einher und gewährleistet dadurch wiederum eine gute Versorgung der Fasern mit Närhstoffen. Davon ist wiederum die Wachstumsgeschwindigkeit, die Stapelänge, der Glanz und die Softness (die Weichheit) der Fasern abhängig. Der vermutlich wichtigste Effekt ist aber, dass mit zunehmender Dichte die Faserdicke abnimmt und die Gleichmäßigkeit der Faserdicke zunimmt.


Autor Andrea Rohrer, MBA

Literatur

  • M. Antoninia,*, M. Gonzalesb, A. Valbonesic (2004). Relationship between age and postnatal skin follicular development in three types of South American domestic camelids. Livestock Production Science 90 (2004) 241–246
  • Jorge C. Crossley, Cintya G. Borroni & Alberto S. Raggi (2014) Correlation between mean fibre diameter and total follicle density in alpacas of differing age and colour in the Parinacota province of the Chilean high plain, Journal of Applied Animal Research, 42:1, 27-31, DOI: 10.1080/09712119.2013.795899, https://doi.org/10.1080/09712119.2013.795899
  • M. B. Ferguson, B. A. McGregor and R. Behrendt (2012) Relationships between skin follicle characteristics and fibre properties of Suri and Huacaya alpacas and Peppin Merino sheep. Animal Production Science 52(7) 442-447 http://dx.doi.org/10.1071/AN11233.
  • K.E. Moore, S.K.Maloney, D.Blache (2015) High follicledensity does not decrease sweat gland density in Huacaya alpacas. Journal ofThermalBiology 47, 1-6.
  • I. Watts (2022) Density - what is it?