Helle Vliesfarben von weiß bis light fawn - Allele und Genotypen

Sie sind mit den Begriffen Allele, Genotyp, dominant und rezessiv schon ein wenig vertraut?

Die Grundbegriffe der Farbgenetik und deren Bedeutung können nachgelesen werden unter Vom Allel zum Genotyp.


Weiße Alpakas - reinerbig "true white"

Bild 1: Reinerbig weißes Alpaka mit komplett rosa Haut an Nase, Augen und Ohren.
Bild 2: Vlies eines reinerbig weißen Alpakas.

Der Einstieg in die Bestimmung des Farbgenotyps gelingt am besten anhand reinerbig, also homozygot weißer Alpakas.

Für die Vliesfarbe reinerbig weißer Alpakas sind die beiden Allele e und A zuständig. Ein reinerbig weißes Alpakas hat den Genotyp ee AA.  Alpakas mit diesem Genotyp erscheinen weiß, weil beide Allele klein ee sind und damit auf beiden Allelen der Schwarz-Schalter aus ist – es kann kein schwarzes Pigment gebildet werden. Es kann aber rot-gelbes Pigment gebildet werden. Weil aber aufgrund der beiden großen AA nur geringere Mengen an Pigmenten produziert werden, bzw. diese im Vlies nicht oder kaum erkennbar sind, erscheint das Vlies weiß.

Der Genotyp ee AA gibt einen recht verlässlichen Hinweis auf die weiße Vliesfarbe. Ebenso kann anhand folgender Merkmale dieser Genotyp recht verlässlich bestimmt werden: Das Vlies ist weiß, die Haut um die Augen, an der Nase und in den Ohren ist einheitlich rosa ohne graue oder schwarze Sprenkel oder Spots (siehe Bild 1), die Zehen sind hell.

Ursprünglich waren weiße Alpakas ein priorisiertes Zuchtziel, weil weiße Fasern gut gefärbt werden können. Inzwischen wird zunehmend auf Farbe gezüchtet, was dazu geführt hat, dass nur noch wenige Alpakas einen homozygoten Genotyp aufweisen, sprich reinerbig weiß, also „true white“ sind. Dieser Umstand wird die Zucht reinerbig weißer Alpakas zukünftig erschweren, denn reinerbig weiße Nachkommen sind zuverlässig nur dann möglich, wenn sowohl Vater als auch Mutter reinerbig weiß sind.

Das wird anhand der nachfolgenden Berechnung des Genotyps der Nachkommen aus zwei reinerbig weißen Elternteilen nachvollziehbar:

Bei dem obigen Beispiel können die Eltern nur die Allele ee und AA an die Nachkommen weitergeben. Egal, wie man die Allele kombiniert, es ergibt sich jedes Mal derselbe Genotyp, nämlich ee AA und damit reinerbig weiß.

Fazit für Weiß-Züchter: Nur die Anpaarung der homozygoten Genotypen ee AA mit ee AA bringt 100% reinerbig weiße Nachkommen.


Weiße Alpakas - mischerbig

Schauen wir uns an, was passiert, wenn sich ein kleines a - also ein Schwarz-Allel - im Genotyp eines Elternteils, zum Beispiel des Vaters versteckt. In diesem Fall werden folgende Genotypen verpaart: ee AA x ee Aa

Die Nachkommen können zwei mögliche Genotypen haben:

Bei diesem Beispiel sind beide Eltern homozygot ee, so dass auch nur diese Allele an die Nachkommen weitergegeben werden können. Die Mutter kann nur ein großes A weitergeben, der Vater kann entweder ein großes A oder ein kleines a weitergeben. Das bedeutet für die Genotyp-Berechnung der Nachkommen, dass in diesem Fall 50% der Nachkommen reinerbig, also homozygot weiß (Variante 1) und 50% mischerbig, also heterozygot weiß (Variante 2) sein können.

Bild 3: Weißes Alpaka mit dunklem Spot auf sonst rosa Haut im vorderen Bereich des unteren Lids.
Bild 4: Fohlen mit grauer Haut um die Augen und in den Ohren

Erkennungszeichen für ein verstecktes kleines a - also für ein Schwarz-Allel - ist die Farbe der Haut um die Augen. Auch kleinste dunkle Spots wie in Bild 3 oder eine graue Haut wie auf Bild 4 schon im Fohlenalter können ein Hinweis auf ein Schwarz-Allel im Genotyp sein. Es lohnt sich, die Haut der Fohlen an Augen und Ohren zu dokumentieren, denn häufig wird sie mit zunehmendem Alter etwas dunkler.

Schauen wir uns nun an, was passiert, wenn zwei mischerbig weiße Elternteile miteinander verpaart werden, also die Genotypen ee Aa x ee Aa. Aus dieser Anpaarung sind drei unterschiedliche Genotypen der Nachkommen möglich:

Spielt man die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Allele durch, dann wird man feststellen, dass aus einer Anpaarung zweier mischerbig weißer Elternteile drei unterschiedliche Genotypen bei den Nachkommen entstehen können: 25% der Nachkommen können den Genotyp ee AA für reinerbig weiß (Variante 1) haben und 50% den Genotyp ee Aa für mischerbig weiß (Variante 2). Interessant ist das Ergebnis in Variante 3, nämlich der Genotyp ee aa, der aus dieser Anpaarung mit einer Chance von 25% auftreten kann. Diesen Genotyp schauen wir uns im nächsten Abschnitt genauer an.

Fazit für die Zucht allgemein: Eine Anpaarung gleichartig homozygoter Genotypen ermöglicht eine zuverlässige Vorhersage der Vliesfarbe und des Genotyps der Nachkommen. Je unterschiedlicher die Allele und Genotypen der beiden Eltern sind, desto größer wird die Zahl der möglichen Varianten hinsichtlich Genotypen und Vliesfarben.


Light fawn - die heimlichen Schwarzen

Der Genotyp ee aa weist einige Besonderheiten auf. Zunächst einmal ist er homozygot, also reinerbig. Dabei kann homozygote ee nur rot-gelbe Pigmente produzieren. Das homozygote aa gibt das Signal für die Produktion schwarzer Pigmente. Dies ist jedoch nur möglich, wenn mindestens ein großes E vorhanden ist. Dieser Genotyp könnte deshalb als "heimliche Schwarze" bezeichnet werden.

Erkennbar ist dieser Genotyp an der oft eher unklaren Vliesfarbe von light fawn bis medium fawn, das sich häufig ungleichmäßig über den Körper verteilt. Ein weiteres Erkennungszeichen ist die dunkle Haut. Diese zeigt sich an Ohren, Nase und  Augen, auch die Zehen sind in der Regel dunkel. Auffällig ist in der Regel ein dunkler, breiter Lidstrich. Die Bilder 5 und 6 zeigen Beispiele für die Genotypen ee aa sowie ee Aa und wodurch sich diese unterscheiden.

Bild 5: Alpaka mit Vlies in light fawn und dunklem Lidstrich (Genotyp ee aa).
Bild 6: Fohlen links: weißes Vlies, kleine dunkle Sprenkel auf rosa Haut (Genotyp ee Aa). Fohlen Mitte: Vlies light fawn, dunkler breiter Lidstrich (Genotyp ee aa). Fohlen rechts: weiß-beiges Vlies, graue Haut an der Nase und um die Augen (Genotyp ee Aa).

Der Genotyp ee aa hat für die Zucht eine besondere Bedeutung.

Zum einen ist dieser Genotyp gar nicht so selten, zum anderen ist die Vliesqualität und die Vliesdichte oft schon gut entwickelt. Wie also kann das Beste aus diesem Genotyp gemacht werden?

Folgende Berechnung zeigt, wie dieser Genotyp für die Zucht dunkler und schwarzer Alpakas zielführend eingesetzt werden kann - vorausgesetzt die Vliesqualität ist sehr gut. Zugrundegelegt wird hier die Anpaarung EE aa x ee aa, die zuverlässig (100%) dunkle bis schwarze Nachkommen hervorbringt.,

Ob das Vlies schwarz oder braun ist, hängt von der Basenkonstellation ab und ob es sich bei den kleinen a um a1, a2 oder ahandelt. Dazu ausführlicher auf der Seite zu braunen bis schwarzen Alpakas.

Fazit für Schwarz-Züchter: Das Potential sehr guter Alpakas mit dem Genotyp ee aa kann optimal ausgeschöpft werden durch eine Anpaarung mit dem Genotyp EE aa. 100% der Nachkommen sind braun oder schwarz. Wer mehr über die Selektion von für die Schwarzzucht geeigneter Tiere mit dem Genotyp ee aa wissen möchte, der erfährt das im Aufbauseminar.