Mittlere Vliesfarben - von fawn bis fawn

Die Überschrift mag etwas überraschend erscheinen, aber tatsächlich ist die Abgrenzung von hell fawn, mittel fawn, dunkel fawn und hellbraun genotypisch gar nicht so einfach..

Starten wir mit der Vliesfarbe hell fawn

Das Erscheinungsbild des Genotyps ee aa, also den der heimlichen Schwarzen, kennen wir bereits. Die Vliesfarbe dieses Genotyps ist in der Regel hell fawn, die Haut um die Augen zeigt einen dunklen Lidstrich, die Zehen sind dunkel. Der Genotyp ee aa kann anhand des Erscheinungsbildes recht zuverlässig bestimmt werden, vor allem dann, wenn bekanntermaßen beide Eltern zwei kleine ee im Genotyp haben.

Nun kommt aber neu ein großes E ins Spiel. Mit dem großen E ist der Schwarzschalter an. Es wurde lange angenommen, dass ein großes E zusammen mit zwei großen AA ein weißes Vlies hervorbringt und nur die Haut dunkel ist. Die aktuelle Datenlage spricht aber dafür, dass der Genotyp Ee AA ein helles bis mittleres fawn mit dunkler Haut und dunklen Zehen hervorbringt. Das führt dazu, dass die Genotypen ee aa und Ee AA anhand des Phänotyps und ohne Kenntnis der Genotypen der Eltern kaum zu unterscheiden sind. Das zeigen die nachfolgenden Bilder:

Bilder 2, 3, 4: Alpakas mit dem Genotyp ee aa

Bilder 5, 6, 7: Alpakas mit dem Genotyp Ee AA

Der Genotyp EE AA zeigt ein dunkelbraunes und der Genotyp EE Aa ein mittel- bis sehr dunkelbraunes Vlies. Der Genotyp EE AA ist reinerbig (homozygot) und beinhaltet ausschließlich sogenannte Wildtyp-Allele. Wildtyp-Allele sind daran erkennbar, dass sie groß geschrieben werden, also nicht mutiert sind. Der Genotyp EE AA kommt selten vor, der Genotyp EE Aa etwas häufiger.

Fawn oder hellbraun?

Schauen wir uns nun den Genotyp Ee Aa an. Hier sind sowohl der Extension-Locus MC1R als auch die ASIP-Marker heterozygot, also mischerbig. Bei diesem Genotyp ist der Schwarzschalter an und das kleine a gibt dem großen E das Signal zur Produktion schwarzer Pigmente. Die Schwarzpigmente sind hier aber nur so wenig dicht gepackt, so dass das Vlies fawn erscheint, aber genetisch (vermutlich*) hellbraun ist. Insgesamt erscheint die Vliesfarbe etwas kräftiger und gleichmäßiger als bei den Genotypen ee aa und Ee AA. Deshalb könnte der Genotyp Ee Aa auch als "true fawn" bezeichnet werden.

Zur Erinnerung: Dicht gepackte Schwarzpigmente erscheinen schwarz, weniger dicht gepackte braun bis hin zu sehr hellbraun, bzw. fawn. 

*Es ist noch nicht genau erforscht ist, wann rot-gelbe Pigmente und wann schwarze Pigmente produziert werden.

Bilder 8, 9, 10, 11: Alpakas mit dem Genotyp Ee Aa

Fawnfarbene bis braune Fasern enthalten nachweislich hauptsächlich Phäomelanin (rot-gelbe Pigmente) und nur einen geringeren Anteil an Eumelanin (schwarze Pigmente). Nur bei schwarzbraunen bis schwarzen Tieren enthält die Faser einen höheren Eumelanin-Anteil.

Interessant wird es, wenn es um die Frage geht, warum Alpakas mit identischem Genotyp unterschiedliche Vliesfarben haben. Eine eigene Auswertung vieler Daten zeigt dafür schlüssige und für die Zucht wertvolle Erklärungsansätze. Diese und was die entsprechenden Selektionsmerkmale sind, wird ausführlich im Aufbauseminar erklärt.

Bedeutung von fawn für die Zucht

Schauen wir uns nun noch einmal zusammenfassend an, welche Bedeutung diese Genotypen für die Zucht haben.

Genotyp ee aa: Bei hoher Qualität und Dichte kann dieser Genotyp zielführend in der Zucht auf braun oder schwarz eingesetzt werden. Ideal ist eine Anpaarung mit dem Genotyp EE aa.
Genotyp Ee AA: Eine Anpaarung mit diesem Genotyp kann nur weiße bis fawnfarbene Nachkommen hervorbringen, selbst bei einer Anpaarung mit reinerbig schwarz.
Genotyp Ee Aa: Eine Anpaarung mit diesem Genotyp kann alle Vliesfarben hervorbringen - von weiß über fawn und braun bis schwarz.

Oft sind Züchter überrascht, dass zwei fawnfarbene Eltern reinweiße, braune oder tiefschwarze Fohlen hervorbringen. Das wird anhand der folgenden Genotyp-Berechnung jedoch leicht nachvollziehbar, bei der die Anpaarung Ee Aa x Ee Aa zugrundegelegt wurde. Interessant ist, dass aus dieser Anpaarung sämtliche Genotypen entstehen können, aber mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit - siehe Prozentangaben: